«Schlieren lacht 2023» – die Lärmodysee hat endlich ein Ende

Das Stadtfest war einmal mehr überdimensioniert – zu laut und für zahlreiche Standbetreiber ein Minusgeschäft!

Die vierte Ausgabe vom Stadtfest «Schlieren-lacht» ist diesmal trocken über die Bühne gegangen. Trotz allem bleiben grosse Fragezeichen hinter dem Anlass. Ein Fest über 10 Tage für eine Stadt mit etwas mehr als 20’000 Einwohnern, bei einem Budget von 1,65 Millionen Franken, stösst nicht in allen Kreisen auf Zustimmung. Im Vergleich dazu hat die Badenfahrt 2023, bei gleichen Voraussetzungen, zehnmal mehr Zuschauer (1’000’000) angelockt. Einen faden Nachgeschmack zeigt auch die ablehnende Haltung von OK-Präsidentin Sabrina Berri, die zwei Interviewanfragen unbeantwortet liess.

Steuerzahler als eierlegende Wollmilchsau
Auch bei der vierten zweiwöchigen «Austragung seit 2011 ist es nur dank des Sponsorings der Stadt Schlieren möglich, einen derart überdimensionalen Event durchführen zu können. Bei der Austragung 2023 hat die Stadt Schlieren gemäss eigenen Aussagen Sponsorengelder in Höhe von über 800’000 Franken generiert. Die dafür nötige Arbeitszeit und Kosten von Standortförderer Albert Schweizer gingen natürlich zulasten der Steuerpflichtigen von Schlieren. Diese Tatsache wird seit jeher totgeschwiegen! Ein nicht geringer Teil seiner eigentlichen Pflichten als Standortförderer blieben dadurch auf der Strecke. Bei einem geschätzten Gehalt von deutlich über 10’000 Franken pro Monat dürfte während der vierjährigen Vorbereitung ein beträchtlicher sechsstelliger Betrag dafür nötig geworden sein – alles ohne Stadtratsbeschluss. Ganz zu schweigen vom zusätzlichen Aufwand für das Vertragswesen und die dafür nötige Buchhaltung, welche mit Sicherheit nicht vom Standortförderer erledigt wurde.

Null Rücksicht auf Bewohnende rund um den Festplatz
Auch bei der Austragung 2023 wurden während der Vorbereitung die involvierten Bewohnenden rund um den Festplatz nicht über etwaige Lärmbelästigungen informiert. Allein im Bereich um das Stadthaus, die Freie- und Sägestrasse sowie die Brunngasse waren mehrere hundert Bewohner betroffen. Da bleibt die Demokratie vollends auf der Strecke, obschon der aktuelle Stadtrat mit Gnaden der Steuerzahler und Stimmberechtigten gewählt wurde.

Trauriger Anblick auf das Festgelände von der Verkehrsachse Schlieren – Dietikon. Statt eines einladenden Festbildes wird dem Betrachter eine Abstellhalde präsentiert.

 

Abgestellte Fahrzeuge von Festbetreibern und Schaustellern sind der beschämende Anblick auf das Festgelände bei «Schliere lacht 2023»

Weniger Aussteller
Gegenüber der Austragung 2019 waren dieses Jahr weniger Marktstände feststellbar. Insbesondere hinter dem Stadthaus war nur noch ein Restaurationsbetrieb und das Wasserspiel zugegen – deutlich abgehängt vom übrigen Festgeschehen. Dem Betreiber des Wasserspiels konnte das beruhigend egal sein, immerhin wurde seine mässig besuchte Attraktion mit mehreren zehntausend Franken seitens der Organisatoren belohnt. Ob die diesjährige Isolation für die Betreiber der «Kurvebeiz» wie 2019 auch gewinnbringend war, dürfte infrage gestellt werden?

Nach dem Wasserspiel zeigt sich eine zerstörte Rasenfläche, die für mehrere tausend Franken saniert werden muss.

 

Unnötige Doppelspurigkeiten
Auffallend war auch, wie viele Doubletten am diesjährigen Stadtfest auszumachen waren. Auch hier darf die Frage nach dem Sinn gestellt bleiben, denn ein Veranstalter eines solchen Anlasses muss sich bewusst sein, dass der Erfolg auch an der Vielfältigkeit und Diversität gemessen wird. Da ergibt es wenig Sinn, wenn beispielsweise mehrere Pizza- oder Racletteanbieter – notabene bei 30 Grad, sich auf einer Distanz von weniger als 200 Meter um die Kunden buhlen. Ein vielfältigeres Angebot wäre für den Veranstalter opportun gewesen. Aber wenn seitens der Organisatoren nur die Einnahmen durch Standmieten im Mittelpunkt des Interesses gestanden haben dürften, prallen gut gemeinte Inputs ungehört ab. Notabene bei einem Verein, der vor einigen Jahren bei einem Winter-Event ein immenses Defizit (gemäss einem ehemaligen Stadtrat CHF 75’000.-) generierte und dieses Minus wiederum stillschweigend ohne jegliche Konsequenzen durch die Stadtkasse bezahlt wurde.

Mangelnde Hygiene
Besonders fragwürdig war das Hygienekonzept der Organisatoren. Einzig bei einem einzigen WC-Container (hinter dem Stadthaus) konnte man nach der Notduftverrichtung die Hände waschen! Gerade in der jetzigen Zeit, wo einerseits das Coronavirus wieder auf dem Vormarsch ist und die allgemeine Sauberkeit in unserer Gesellschaft immer mangelhafter wird, hätte seitens der Organisatoren unbedingt mehr Aufmerksamkeit geboten werden müssen. Auch wenn ökologische WC’s mit Sägemehl einen gewissen «Kultstatus» haben mögen, stellen sie definitiv einen mangelhaften Hygienestandard dar, vor allem bei einem – gemäss Veranstalter neuen «Besucheransturm» am Eröffnungswochenende. Ein Vergleich mit der Badenfahrt 2023 hingegen zeigt: «Wir haben die sanitären Anlagen gegenüber der letzten Ausgabe auf 250 Toiletten verdoppelt», erklärt OK-Präsident Olivier Eglin gegenüber Blick-TV.

Fragwürdige Sponsorenpräsenz
Wenn man die Präsenz der Hauptsponsoren etwas genauer hinterfragt, dann konnte von den acht aufgeführten «Goldeseln» einzig und allein die Merbag (Mercedes-Benz) mit dem wohl besten Standort unmittelbar beim Stadtplatz-Kreisel glänzen. Hauptsponsor darf man sich auch nur bei einer Beteiligung in Höhe von CHF 25’000.- nennen. Keiner der Hauptsponsoren war übrigens bei der Hauptbühne (Live im Park) visuell sichtbar. Dafür prangte unerklärlicherweise bereits zum zweiten Mal das Logo eines Limmattaler Schreiners überdimensional an der grossen Bühne, ohne dass er jedoch als Hauptsponsor aufgeführt wurde. Wenn ein Hauptsponsor soviel Geld in eine Veranstaltung investiert, dann muss eine mehrfache Präsenz geboten werden – ohne Wenn und Aber. Ansonsten kann man das Geld sprichwörtlich auch aus dem Fenster werfen.

Rund um die Hauptbühne Live im Parkt von «Schliere lacht 2023» hatte keiner der acht Hauptsponsoren eine Präsenz.

Im Vergleich genossen die Sponsoren an der Badenfahrt 2023 eine wesentlich prominentere Präsenz auf dem Festgelände. Etwas irritierend gratuliert die Zürcher Kantonalbank den Organisatoren von Schliere lacht 2023 für eine «Einhaltung der getroffenen Leistungsvereinbarung», erklärt Sandra Steiger. Wenn eine Leistungsvereinbarung eine so schlechte Basis darstellt, wie behauptet, muss man von Geldverschwendung auf Kosten der Steuerzahler und zulasten der Aktionäre sprechen. Denn die Zürcher Kantonalbank ist nach wie vor Eigentum des Kantons Zürich.

Deutliche Umsatzeinbussen
Wie uns von mehrfachen Quellen zugetragen wurde, haben bereits am Eröffnungswochenende mehrere Standanbieter vor Mitternacht die Schotten dicht gemacht, um unnötige Kosten zu vermeiden. Aber auch während der Woche zeigte sich oftmals das gleiche Bild. Es gab sogar Anbieter mit prominentem Standplatz direkt beim Stadthaus, die nur an den Wochenenden von Freitag bis Sonntag geöffnet waren. Ein untrügliches Zeichen für mangelnde Frequenz unter der Woche.

Professionellere Planung wäre wünschenswert
Auch beim musikalischen Teil des Stadtfestes hätte man vieles besser machen können, würde man Profis damit betrauen. Natürlich ist ein Gratiskonzert mit «Bligg» ein grosser Wurf, keine Frage. Man muss das musikalische Programm unbedingt besser aufeinander abstimmen. Es zeugt von wenig Fingerspitzengefühl, wenn die Tribute-Band Eros Ramazzotti praktisch zeitgleich mit dem Zürcher Rapper «Bligg» auf verschiedenen Bühnen performen. Tribute Ramazzotti wäre eine ideale Vorgruppe für Bligg – trotz unterschiedlichen Musikstils gewesen. Und wenn auch jede lokale musikalische Darbietung während des Stadtfestes mit Sicherheit ihr Bestes gab, wäre die Resonanz in kleinerem Rahmen auf weniger Bühnen für die Protagonisten deutlich besser geworden und die einzelnen Auftritte wären mit Garantie besser besucht gewesen.

Trotz herrlichem Wetter fanden Auftritte vor leeren Rängen statt. Eine Peinlichkeit für die Fest-Verantwortlichen und beschämend für die vielen Freiwilligen, die sich mit viel Herzblut für ihre Auftritte vorbereiteten.

Fragwürdige Datumsplanung
Der aus vielerlei Sicht vermeidbare Supergau punkto Datum der Durchführung entstand jedoch schon mit der Festsetzung des Datums. Seit vielen Jahren wusste man, dass am Eröffnungsweekend das Flughafen-Fest (75 Jahre Flughafen Zürich) stattfindet, genauso wie am Schlusswochenende das Zürcher Knabenschiessen. Und dies nur eine Woche nach der legendären «Badenfahrt» schien es offensichtlich, dass viele Besucher festmüde waren und deshalb fernblieben.

Positivum latus effectus (Positiver Nebeneffekt)
In Wissen, dass diese Zusammenfassung über das Schlierenfest eine Vielzahl an Mängeln aufdeckt, möchten wir zum Ende auch wenigstens «ein» Positivum nicht unerwähnt lassen. Die «Schliermer-Bar» lud in angenehmem Ambiente zu verschiedenen kühlen Getränken ein. Das machte den Spiessrutenlauf durch das Festgelände wieder erträglich, denn nirgends auf dem unübersichtlichen Festareal war ein Hinweis- oder Wegweiser angebracht, wo man wie am schnellstens zu einem bestimmtem Bereich gelangen kann. Auch hier darf mangelnde Erfahrung seitens der Organisatoren in den Fokus gerückt werden, denn besucherfreundliche Unterstützungen gehören bei vergleichbaren Veranstaltungen
seit jeher zum Standard.

Schade auch für alle Beteiligten von Vereinen und Clubs, die nebst Geld und Zeit sehr viel Herzblut investierten, um ihre Freizeitbeschäftigung zu präsentieren. Sie wurden Opfer eines gierigen Machtvereins, der munter unter der schützenden Hand der Stadt Schlieren weiter «wursteln» darf.

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert