Soziale Medien – Fluch oder Segen?

Na, haben Sie heute ihren Dopamin-Kick schon gehabt? Denn schon kurz nach dem ersten Augenaufschlag geht der Griff mittlerweile fast automatisch zum Smartphone oder zum Tablet, welches sinnigerweise neben dem Bett auf dem Nachttisch liegt. Denn dort wird es in den meisten Fällen abgelegt, als Folge der letzten Handlung vor dem Einschlafen. Schliesslich muss man wissen, was in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Co. alles passiert ist, ehe man sich zur nächtlichen Ruhe bettet.

Schluss also mit Kuscheln oder ein paar netten Worten zu seinem Partner – das ist Schnee von gestern. So ist ein Grossteil der Menschen und Partnerschaften auf bestem Weg in die Einsamkeit und Isolation. Wieviele Verbindungen an dieser „Teufelsdroge“ elendiglich bereits zu Grunde gegangen sind, ist statistisch nicht erwiesen und auch eine noch so gut gemeinte Studie würde wohl kaum ein representatives Ergebnis an den Tag fördern, der man effektiv Glauben schenken kann. Denn wer würde schon ehrlich zugeben, dass unsinnige Posts einen höheren Stellenwert geniessen, als ein Partner, mit dem man auf emotionaler Ebene verbunden ist.

Weltweit gesehen sind 2,28 Milliarden Menschen – also fast einen Drittel der Erdenbürger in irgendeiner Form mit einem sozialen Medium verknüpft. Davon allein proklamiert Facebook ganz stolz, dass rund 677,5 Millionen Nutzer zu den „Jüngern“ eines gewissen Mark Zuckerberg gehören. In der Schweiz stösst Facebook bald einmal an die 4-Millionen-Grenze, also bald jeder Zweite, der in Helvetien lebt. Noch höher ist der Nutzeranteil in der Schweiz bei You Tube (ca. 5 Millionen) und bei Whatsup mit bald 6,5 Millionen Benutzern. Da verkommtTwitter mit etwas mehr als 800’000 Mitgliedern fast zum Mauerblümchendasein.

Das sind absolut alarmierende Zahlen, vor allem wenn man diese Anwendungsstudie von McSchindler aus dem Jahr 2017 etwas genauer betrachtet:

 

Die Menschheit lechzt also nach Dopamin – ein  überwiegend erregend wirkender Neurotransmitter des zentralen Nervensystems. Gebildet wird es in Nervenendungen und im Nebennierenmark als Vorstufe von Noradrenalin. Oder im Volksmund auch Glückshormon genannt.

Denn ein Grossteil der Menschheit will ja glücklich sein und das um jeden Preis. Man muss also wissen, was in der grossen weiten Welt passiert, obschon nur die wenigsten Ereignisse zu Recht den Charakter „wissenswert“ oder „notwendig“ verdienen. Vielmehr ist es die Gier des Menschen, die sich in den vergangenen Jahren in ein Unermessliches gesteigert hat und heute fast mehr als weniger das Geschehen unseres Alltags beherrscht. Doch Glücklichkeit kann man beim besten Willen nicht mit permanenter Onlineaktivität erzwingen.

Eigentlich sollte man sich wieder einmal an frühere Zeiten erinnern, wo man zu Papier und Stift gegriffen hat und einer anderen Person einen Brief geschrieben hat und dann mit einer berechtigten Sehnsucht jeden Tag zum Briefkasten rannte, ob schon wieder ein Antwort eingetroffen ist. Oder man greift zu diesem mondänen Apparat – man nennt es auch heute noch Telefon – mit dem man einem anderen Menschen in akustischen Lauten etwas mitteilen kann. Oder der einfachste aller Wege, man verabredet sich und nutzt die Gelegenheit zum Dialog. Heute ist es meist nur noch ein „Pling“, „Kling“ oder sonstiges Signal, welches die Menschen in eine ungeahnte Hysterie und Nervosität verfallen lassen, weil sich eine neue Botschaft auf Whatsup oder einer anderen Plattform ankündigt hat. Es ist mittlerweile auch zu befürchten, dass durch die technische Unterstützung all dieser Geräte die Menschen das Schreiben nicht nur verlernen, sondern vergessen, dass mit dem geschriebenen Wort die damit transportierten Emotionen verloren gehen. So konnte man sich früher gut vorstellen, wenn das Gegenüber von seinen Erlebnissen berichtete und man so beim Lesen der Zeilen oder beim Zuhören gedanklich fast in dessen Realität eintauchen konnte.

Bedenklich ist auch die Entwicklung was und wie man in sozialen Netzwerken miteinander kommunziert. Die Hemmschwelle des Anstands hat sich dabei in vielen Fällen schon längst verabschiedet. Und die polizeilichen Arbeiten umfassen heute nicht mehr nur die Bearbeitung von Diebstahlsanzeigen, sondern je länger je mehr von Drohungen, Nötigungen und ganz allgemeinen Beleidigungen. Fakt ist, dass eine Person die in einem Netzwerk eine andere Person hetzt, verunglimpft oder diffamiert, dies im Moment des persönlichen Gegenüberstehens sich wahrscheinlich nicht getrauen würde. So bekommen die sozialen Medien leider je länger je mehr den schalen Nachgeschmack eines gewissen rechtsfreien Raumes. Und das darf auf keinen Fall Schule machen!

Glücklicherweise beherrschen Emojis und Likes meist gewaltfrei einen Grossteil des täglichen Lebens und man merkt gar nicht – und wenn dann sowieso viel zu spät, wie durch diese Anonymität das eigene Leben verkümmert. Kein Wunder also, wenn es mittlerweile Kliniken gibt, die krankgewordene Menschen infolge sozialem Onlinemissbrauchs wieder aufpäppeln dürfen und müssen. Das tägliche Leben von einem Grossteil der Menschen auf unserem Planeten verliert so die Attraktivität des eigenen Seins. Oder könnten Sie sich wirklich vorstellen, ab sofort für einen gewissen Zeitraum auf jegliche soziale Medien „bewusst“ zu verzichten? Bleiben Sie ehrlich zu sich selbst! Nur die wenigstens Menschen würden dem zustimmen und es auch erfolgreich durchziehen, ohne nach wenigen Tagen völlig desillusioniert auf der Couch eines Seelenklempners zu landen, weil man das Gefühl hat, man hätte etwas essentielles verpasst. Mit Nichten stimmt diese Annahme, viel mehr tut es gut, sich von Zeit zu Zeit für einen gewissen Zeitraum vom Druck der sozialen Medien zu befreien und zu verabschieden. Erst dann nimmt man einen Atemzug wieder viel bewusster wahr und sieht mit den Augen das tägliche Leben glasklar und spürt durch Berührungen diese einmalige Essenz des irdischen Daseins.

Viel Spass beim Geniessen…

 

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